Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.
Lukas 2, 30-31
Liebe Gemeindeglieder,
es gehört schon eine ganze Portion Phantasie dazu, in einem Neugeborenen den zukünftigen Heiland und Retter zu sehen.
Zumal er nicht im Kaiserpalast, sondern mit vielen anderen Menschen als Baby im Tempel anzutreffen ist.
Der Evangelist Lukas erzählt von dem alten Simeon. Der hatte die Verheißung, dass er nicht sterben werde, bevor er Christus gesehen hätte. Nun begegnet er Maria und Josef, die mit dem Jesus-Baby im Tempel waren – und der Geist Gottes machte ihm klar, dass dieses Kind derjenige ist, auf den er so gewartet hatte.
Simeon glaubt es und kann voller Freude Gott loben und beten:
„Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.“
Dieser Gebetsruf, den wir als Monatsspruch hören, beschreibt ein Stück unseren Glauben. Den kann man mit den Worten „Ich sehe was, was du nicht siehst“ umschreiben. Alle anderen Menschen sahen in diesem Baby nur das Kind von Maria und Josef. Simeon aber hatte einen weiteren Horizont: er sah in diesem Neugeborenen bereits den zukünftigen Heiland, den Retter.
Und jetzt ist es die Frage an dich und an mich: Was sehen wir? Können wir inmitten des alltäglichen Lebens Gottes Liebe erfahren? Haben auch wir einen größeren Horizont, der im Kleinen und Unscheinbaren Gottes Wirken erkennt?
Ich bin dankbar, dass ich weiter sehen darf als meine Augen und mein Verstand es fassen. Der Glaube gibt mir eine weite Sicht. So wie Simeon in dem Baby den zukünftigen Heiland erkannte, dürfen wir Gottes Handeln erkennen.
Mitten in der Finsternis, in allen Krisen, Sorgen und Nöten schauen wir voller Zuversicht auf den Herrn, der alle Tage bei uns ist und uns Zukunft schenkt.
Eine erwartungsvolle Adventszeit und den Blick für Gottes Dimension wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Andreas Merkel